Nach 20 Jahren Demütigungen und Erniedrigungen in einer Ehehölle dachte ich, ich müsste meine niederdrückenden Lebenserfahrungen unbedingt weiterreichen, damit andere es besser machen als ich. Ja, so dachte ich. Aber noch fehlte mir die Zeit und auch die Entschlossenheit. Außerdem bezweifelte ich derzeit mein Können ein Buch zu schreiben, denn ein Ass im Diktate schreiben war ich wahrlich nicht. Erst im Rentenalter startete ich den ersten Versuch. Ich griff beherzt zu Bleistift und Papier und schrieb und schrieb und hörte nicht mehr auf zu schreiben. Meine ganze Vergangenheit, die ich eigentlich vergessen wollte, tat sich vor mir auf.
Dass ich bei der ersten Anfrage sofort einen Verlag fand, der das Buch "Draußen wartet die Angst" veröffentlichte, empfinde ich heute als überaus glückliche Fügung. Und dass in über 30 Zeitungen ein Artikel über das Buch zu lesen war, eine Überraschung. Selbst der Fernsehpastor Jürgen Fliege wurde auf mein Buch aufmerksam und lud mich in seine Sendung ein.
Nicht im Traum habe ich damals geglaubt, dass ich mich noch einmal hinsetzen und schreiben werde. Worüber auch? Es war doch alles erzählt. Doch das Schicksal oder der Zufall spielte mir neue, emotional anrührende Themen zu, die ich in die Öffentlichkeit tragen wollte.
So wurde Schreiben zu meinem Hobby, obwohl mir die sozial relevanten Geschichten, die mir anvertraut werden, sehr zu Herzen gehen. Aber es sind nun mal Geschichten, die das Leben schrieb. Lebenserfahrungen die es wert sind, veröffentlicht zu werden. Ein Zeitungsredakteur fragte mich einmal, warum ich immer nur sensible Themen aufgreife. Meine Antwort: "Das Schöne will ich doch selbst erleben." Er lachte. "Gute Antwort", meinte er.